Pegida-Ableger in Potsdam

26. Februar 2016

Seit Januar hält ein Pegida-Ableger die Stadt mit wöchentlichen Abendspaziergängen in Atem. VVN-BdA Brandenburg hat sich diesbezüglich positioniert. Unsere Pressemitteilung vom Januar:

„Pogida“-Aufmärsche in Potsdam

 

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen hat mit Sorge den ersten „Pogida“-Aufmarsch in Potsdam beobachtet. Besorgniserregend finden wir nicht allein, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die anderen Menschen mit großem Ausschlusswillen begegnen und mit sozialdarwinistischen Argumenten gegen das solidarische Miteinander in unserem Land hetzen.

 

Besorgniserregend finden wir, dass aus der Menge der „Pogida“-Anhänger mindestens ein Hitlergruß gezeigt wurde, gegen den die Polizei nicht einschritt. Besorgniserregend finden wir, dass – geschützt von der „Pogida“-Menge – die verbotene Strophe des Deutschlandliedes gesungen wurde, in dem das Land über das Wohl aller Menschen weltweit gestellt wird und der Soundtrack der Menschheitsverbrechen deutscher Soldaten in Europa war. Auch hier wurde die Polizei nicht aktiv. Die Polizei, die dem Legalitätsprinzip verpflichtet ist, konzentrierte sich am Abend des 11. Januar darauf, friedliche Sitzblockaden brachial aufzulösen, statt Strafverfolgung wegen des Zeigens verfassungsfeindlicher Symbole einzuleiten.

 

Die wenigen NS-Überlebenden in unserer Vereinigung kritisieren vor allem den Ort des „Pogida“-Aufmarsches: in unmittelbarer Sichtweite befindet sich auf dem Bassinplatz eine Grabstätte für Rotarmisten, die in den letzten Kriegstagen im Frühling 1945 beim Kampf gegen den NS hier getötet wurden. Für die Verfolgten des Naziregimes waren diese Rotarmisten die Befreier von Verfolgung und Inhaftierung.

 

Für den nächsten angekündigten „Pogida“-Marsch am 20. Januar wird deshalb die VVN-Ortsgruppe Potsdam am Heldenmal der Roten Armee eine Gedenkveranstaltung zum 73. Jahrestag der Einkesselung der 6. Deutschen Armee bei Stalingrad durchführen. Damit wollen wir daran erinnern, dass gegen Menschenfeindlichkeit mitunter mehr getan werden muss, als Lichterketten zu bilden.