Presseerklärung der VVN-BdA Potsdam

5. März 2019

VVN-BdA Potsdam kritisiert Dr. Axel Drecolls Teilnahme an Veranstaltung der Garnisonkirchenstiftung

In einer Pressemitteilung am 11.02.2010 kritisierte der Landesvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) die geplante Subventionierung des Aufbaus der Potsdamer Garnisonkirche aus Geldern der Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel).

Diese Gelder waren für die Umsetzung von wichtigen Gedenk- und Geschichtsprojekten in den östlichen Bundesländern bestimmt. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gab von den insgesamt 3,55 Millionen Euro, die für Brandenburg zur Verfügung standen, gleich zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche aus. Aus diesen Mitteln wurde u.a. die temporäre Kapelle gebaut, die heute als Veranstaltungsort für die Garnisonkirchenstiftung dient.

Dass am 06.03.2019 ausgerechnet der neue Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (SBG), Dr. Axel Drecoll an diesem Ort über den Tag von Potsdam mitdiskutieren will, ist ein offener Affront gegen die Opferverbände der NS-Zeit.

Denn die in dem Garnisonkirchenprojekt verbauten Mittel wurden zugleich dem Geschichtspark Klinkerwerk entzogen. Dieser Gedenkort erhielt nur 220.000 Euro aus den PMO-Mitteln und konnte bis heute nicht einmal ansatzweise umgesetzt werden.

Weiß Herr Drecoll nicht, dass das Außenlager Klinkerwerk das Vernichtungskommando des KZ Sachsenhausen war? Ist ihm unbekannt, dass an diesem Ort das nationalsozialistische Programm „Vernichtung durch Arbeit“ vollzogen wurde? Hält er es für akzeptabel, dass seit der Bombardierung des Klinkerwerkes kurz vor Kriegsende die Leichen in Bombentrichtern verscharrt liegen?

Hat Herr Drecoll nicht zur Kenntnis genommen, dass 2009 der Präsident des Internationalen Sachsenhausen-Komitees, Pierre Gouffault, in einer bewegenden Rede anlässlich der Befreiungsfeierlichkeiten des Lagers vom damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck einen würdigen Umgang mit diesem Ort forderte?

Statt sich darum zu kümmern, dass auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers endlich Munition beräumt wird und ein angemessener Lern- und Erinnerungsort entsteht, hofiert der neue Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen ausgerechnet den geplanten Wiederaufbau eines Symbols der NS-Täter und diskutiert ausgerechnet an dem Ort, der aus Mitteln aufgebaut wurde, die dem Geschichtspark Klinkerwerk vorenthalten wurden.

Die VVN-BdA fordert Herrn Drecoll auf, seine Teilnahme an der Veranstaltung abzusagen.

Das Potsdamer Versöhnungsallerlei mit geschichtsklitternden Tendenzen kann durch Petra Pau und Martin Sabrow sicher abendfüllend wiedergekäut werden.

VVN-BdA, Ortsgruppe Potsdam