8. Mai Tag der Befreiung – Gedenkspaziergang in Strausberg

11. Mai 2021

In vielen Orten im Land Brandenurg gab es zum 8. Mai Gedenkveranstaltungen zum Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Neben Potsdam gab es unter anderem eine Gedenkveranstaltung in Strausberg, die wir hier exemplarisch für die vielen anderen näher darstellen wollen.

Den vollständigen Bericht aus Strausberg mit Audiobeiträgen gibt es hier: 8. Mai Tag der Befreiung – Gedenkspaziergang in Strausberg

Am Tag der Befreiung vom Faschismus organisierten wir vom VVN-BdA Märkisch-Oderland gemeinsam mit dem Stadtverband der Partei DIE LINKE eine dezentrale Gedenkveranstaltung in Strausberg, um an die Befreiung vom Faschismus zu erinnern, den Befreier*innen zu danken und unsere Forderung deutlich zu machen: der 8. Mai muss Feiertag werden!

Um trotz pandemiebedingten Einschränkungen ein würdiges Gedenken, Erinnern und Mahnen zu ermöglichen, bauten wir vier Audio-Stationen zwischen Kreisgeschäftsstelle der LINKEN in der Großen Straße und dem Opfer des Faschismus-Ehrenhain in der Wriezener Straße auf. Durch mehrminütige Audiobeiträge und mit und durch die Stimmen, Erinnerungen und Erfahrungen der Zeitzeug*innen konnten wir an die Opfer erinnern und mehr über die Ereignisse 1945 rund um Strausberg erfahren. Die Audiobeiträge wurden umrahmt von Musikstücken, beispielsweise von Esther Bejarano & Microphone Mafia sowie dem Stück „Der Heilige Krieg“ – zu Ehren und Erinnerung an die Truppen der Roten Armee.

Bei schönstem Sonnenschein fanden sich über den Nachmittag verteilt gut 120 interessierte Besucher*innen ein, die am Gedenkspaziergang teilnahmen. Auch zahlreiche Passant*innen blieben an den Audiostationen stehen und lauschten Worten und Musik.

So wurde an der ersten Station in der Großen Straße 45 ein Bericht über Georg Kurtze, der am 20. April 1945 die weiße Fahne in Strausberg hisste, abgespielt. Der Gewerkschafter und SPD-Mitglied Kurtze wurde aufgrund seiner politischen Tätigkeiten im Juni 1933 gemeinsam mit weiteren Strausberger Sozialdemokrat*innen in das KZ Oranienburg verschleppt. Nach seiner Freilassung hielt er weiterhin Kontakt zu seinen Genoss*innen und konnte einer erneuten Verhaftung kurz vor Kriegsende knapp entkommen. Am 20. April 1945 hisste Georg Kurtze die weiße Fahne auf dem Strausberger Rathausdach. Kurz danach wurde Kurtze unter ungeklärten Umständen erschossen. Im September 1945 wurde eine Straße in der Strausberger Altstadt zu seiner Ehren in Georg-Kurtze-Straße umbenannt und trägt bis heute seinen Namen.

An der zweiten Station an den Toren des Kulturparkes in der Wriezener Straße, erklangen Auszüge aus einem Bericht von Walter Grunwald und Herbert Kolb, KZ-Häftlinge im KZ Wulkow bei Neuhardenberg. Darin berichten sie über die ungewöhnlichen Aktivitäten im Januar 1945 und dem ersehnten Vorrücken der Roten Armee, die zu diesem Zeitpunkt bereits am Ostufer der Oder bei Küstrin standen.

Auch an der dritten Station am Eingang zum Bonhoeffer-Heim, ebenfalls in der Wriezener Straße, wurde über das Vorrücken der Truppen der Roten Armee und die Situation in und um Strausberg nach der Befreiung berichtet. Im April 1945 wurde Strausberg zum Verteidigungsknoten umgebaut, nach den Vorstellungen des NS-Regimes sollte um jedes Haus erbittert gekämpft werden. Das es anders kam, war dem schnellen Vordringen der Roten Armee zu verdanken und so stießen sie am 20. April nördlich an Strausberg vorbei und erreichten Werneuchen und Bernau.

Bei der vierten Station am Ehrenmal schließlich, erklang die Stimme von Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz und Ehrenvorsitzende der VVN-BdA und ihr „Offener Brief an die Regierenden und alle Menschen die aus der Geschichte lernen wollen“. Eindrücklich fordert Bejarano, dass Auschwitz nie wieder sei – und dieses Land sich ändern muss, dass nur entschlossenes Handeln gegen das Treiben der Neonazis wirksam sein kann und dass antifaschistisches Handeln niemals diskreditiert und verfolgt werden darf.

Am Ehrenhain wurden zahlreiche Blumen niedergelegt und mit Abstand aber trotzdem gemeinsam den Befreier*innen gedacht und gedankt und nicht zuletzt gefeiert: 8. Mai 1945 – das Morgenrot der Menschheit!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Mitwirkenden, Zuhörenden und Teilnehmenden. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg ist unsere Losung. Der 8. Mai muss Feiertag werden!

Vielen Dank für die Fotos: Maria Düsterhöft, György Berza und Carsten Wenzel